Lass uns das Leben lauter dreh‘n
„Es ist ein schönes Gefühl, dass mir die Menschen über die Musik in die Seele schauen können.“
„Ich bin mir sicher, dass Musik das ideale Medium ist, um Menschen Mut zu geben.“
Von Patric Knittel
Ehrlich, willensstark, temperamentvoll, fröhlich und sehr talentiert – Wenn man Nadin Meypo in wenigen Worten beschreiben müsste, dann treffen diese Eigenschaften am besten auf die sympathische Powerfrau zu. Die Sängerin, die mit bürgerlichem Namen Nadin Meyer-Böhler heißt, wurde in Frankfurt an der Oder geboren. Ihr Vater war zu DDR-Zeiten schon ein populärer Musiker, der u.a. mit dem Vater von Inka Bause musizierte. Das Talent wurde ihr also schon in die Wiege gelegt. Als Kind hatte Nadin nur den einen Wunsch, Sängerin zu werden. Nach der Geburt Ihrer Tochter fasste sie dann den Entschluss, ihrem innigsten Drang zu folgen und auf die Bühne zu gehen, um zu singen. Sie begann mit Auftritten bei privaten Veranstaltungen, sang in verschiedenen Bands und ließ ihre Stimme schließlich professionell ausbilden. Sie wollte endlich ihren Traum leben und mit ihren eigenen Songs die Menschen berühren. Inzwischen reiht sich ein Erfolg an den nächsten und der Tatendrang ist ungebrochen. Gerade ist die neue Hit-Single Ich glaube nur was ich fühle erschienen. hossa! traf die lebensfrohe Sängerin zum Interview.
Liebe Nadin Meypo, seit der Veröffentlichung von Lass uns das Leben lauter dreh‘n sind inzwischen einige Monate vergangen. Wie blickst du auf diese Zeit zurück, in der die Menschen dir praktisch in die Seele schauen konnten, denn in deinen Songs steckt immer sehr viel Persönliches, das sich auf diesem Weg offenbart.
Lass uns das Leben lauter dreh´n ist für mich etwas ganz Besonderes. Es ist mein erstes Album und ich hatte immer diesen Traum, irgendwann einmal meine eigene CD veröffentlichen zu dürfen. Ich hätte mich jedoch niemals getraut, daran zu glauben, dass dieser Wunsch in Erfüllung gehen könnte. Ich denke, ich bin das beste Beispiel dafür, dass man immer an seine Träume glauben muss. Man sollte jedoch alles mit einer Portion Lockerheit angehen. Ich habe also nicht drauf hingearbeitet, finde es aber unglaublich schön, dass ich mir diesen Herzenswunsch erfüllen durfte. Inzwischen wurden bereits einige Songs erfolgreich aus dem Album ausgekoppelt, aber es warten noch einige besondere Lieder, die ich auf jeden Fall auch noch als Single veröffentlichen möchte. Diese Songs sind für mich sehr wertvoll und ich möchte nicht, dass sie nur auf der CD „schlummern“. Es ist ein schönes Gefühl, dass mir die Menschen über die Musik in die Seele schauen können. Ich spüre, dass ich in den letzten Monaten mit meiner Musik und meiner Art auch sehr viele Menschen erreicht habe. Es gab viele einzigartige Begegnungen mit Menschen, die mir mittlerweile auch ans Herz gewachsen sind. Diese Momente machen mich unglaublich glücklich und dafür bin ich unendlich dankbar.
Gab es Reaktionen auf das Album, die dich besonders bewegt haben?
Besonders finde ich immer, wenn ich bei einem Auftritt erleben darf, wie textsicher doch viele meiner Fans sind, wie sehr sie mich mit meinen Songs feiern und lautstark mitsingen. Es ist für mich ein sehr besonders Gefühl, wenn ich spüre, dass die Fans verstehen, was ich mit meinen Songs ausdrücken möchte. Einen ganz besonderen Moment verbinde ich auch mit einem speziellen Song des Albums. Das Lied habe ich gemeinsam mit den Geschwister Niederbachern aufgenommen. Es ist die Coverversion des Schürzenjäger-Hits Manches geht niemals vorüber. Der Titel beschreibt die Situation, in der wir einen nahestehenden Menschen verloren haben und der zwar nicht mehr unter uns ist, aber trotzdem ganz tief in unserem Herzen verankert und immer ganz nah bei uns ist. Nach einem Konzert stand ich am Autogrammstand und es kam eine Dame zu mir, deren Mann gerade verstorben war. Sie war so emotional berührt von dem Lied. Es lief auf der Beerdigung ihres Mannes und sie wollte dann unbedingt eine CD von mir mit Widmung für ihren verstorbenen Mann. Das hat mich wirklich sehr bewegt. Dass solche Emotionen hervorgerufen werden und die Menschen meine Songs mit ihrer eigenen Geschichte verbinden, ist sehr berührend.
Der Titelsong Lass uns das Leben lauter dreh´n ist auch eine Hommage an die große Liebe und das pralle Leben. Dieses Lebensmotto scheint auch deinem Temperament zu entsprechen.
Lass uns das Leben lauter dreh´n ist eine Textzeile, die von mir persönlich kommt. Ich bin einfach ein durchweg positiver und optimistischer Mensch und versuche mit meiner Art, auch andere Menschen anzustecken. Es ist bei niemandem immer nur Sonnenschein im Leben und jeder hat sein Päckchen zu tragen, jeder hat seine Hochs und Tiefs. Ich bin jemand, der versucht, aus allem und jeder Situation das Positive rauszuziehen und mich selbst zu motivieren. Das finde ich in der heutigen Zeit sehr wichtig. Bei Lass uns das Leben lauter dreh´n geht es mir nicht darum, die Musik ganz laut zu drehen. Es geht mir darum, mehr miteinander zu tun, näher zueinander zu rücken. Die Menschen sollen wieder mehr die Musik leben und das Leben genießen. Es steht für mich auch für die große Liebe. Der Song ist einfach maßgeschneidert für mich, denn ich habe meine große Liebe gefunden und möchte dieses Glück in die Welt hinaustragen.
In heutigen Zeiten ist es wohl besonders wichtig, den Menschen auch Lebensmut, Zuversicht, Gemeinschaftsgefühl und Freude zu spenden. Was kann die Musik hier bewegen?
Ich bin mir sicher, dass Musik das ideale Medium ist, um Menschen Mut zu geben. Musik schafft es, dass sich Menschen, denen es gerade nicht gut geht, die sich alleine fühlen, verstanden fühlen. Menschen finden sich in der Musik wieder, finden dort ihre Emotionen und Gedanken und spüren dadurch auch Halt. Ich empfinde, dass die Zeit immer schnelllebiger wird. Man hat das Gefühl, es wird weniger nach links und rechts geschaut. Es ist dadurch um so schöner und wertvoller, wenn man bei den Konzerten spürt, wie glücklich die Menschen durch die Musik sind, wie sie es lieben, wenn man mit ihnen quatscht, mit ihnen lacht oder sie einfach nur in Arm nimmt.
Du bist in der DDR aufgewachsen und die Musik wurde dir praktisch in die Wiege gelegt. Wie wurde aus der kleinen Nadin Meypo eine ernstzunehmende Künstlerin?
Musik hat von Anfang an eine große Rolle bei mir gespielt. Wir waren zu Hause schon immer sehr schlagerfanatisch. Ich bin mit Schlager aufgewachsen und ich glaube, mir blieb gar nichts anderes übrig, als den Schlager zu lieben und vor allen Dingen die Musik zu lieben. Ich denke, als Kind hat man wohl keine Vorstellung, was es bedeutet, eine ernstzunehmende Künstlerin zu werden. Rückblickend kann ich nur sagen, dass es wichtig ist, dass man seinen eigenen Weg findet und vor allen Dingen, dass man ehrgeizig ist. Man muss stets fleißig sein und an sich arbeiten. Eine musikalische Ausbildung ist sicher zu empfehlen. Dazu kommt sicher immer die nötige Portion Glück. Besonders wichtig ist für mich, dass man immer nur das macht, auf was man Lust hat und was einem Spaß macht.
Ost- und Westdeutschland sind vielleicht in all den Jahren noch nicht so zusammengewachsen, wie wir uns das alle wünschen würden. Du hast beide Lebenswelten kennengelernt. Wie blickst du auf die Wiedervereinigung und das, was wir daraus gemacht haben?
Ost und West ist aus meiner Sicht ein Thema unserer Generation und das unserer Eltern. Für die jüngere Generation ist es meines Erachtens gar kein Thema mehr. Ich denke, dass bei den Jugendlichen heutzutage einerseits das Wissen über die Ost/West-Situation fehlt und andererseits aber auch gar kein Interesse an dieser Vergangenheit besteht, was ich persönlich schade finde. Schade ist für mich ebenso, dass es nach bald 35 Jahren noch immer diese Ost/West-Klassifizierung gibt. Aus meiner Sicht sind wir alle gleich, egal ob in Brandenburg oder im Schwarzwald aufgewachsen. Ich bin in Brandenburg groß geworden, mein Mann ist ein gebürtiger Schwarzwälder und erlebte seine Kindheit im Süden Deutschlands. Bei unseren Gesprächen stellen wir ganz oft fest, wie viele Parallelen es gibt und dass wir sehr ähnlich aufgewachsen sind, mit ähnlichen Wertevorstellungen. Ich bin froh, dass ich beide Seiten kennenlernen durfte und sehr glücklich darüber, dass die Öffnung kam und ich dadurch heute mit meinem Mann im Schwarzwald leben darf. Ansonsten wäre das gar nicht möglich gewesen.
Wie geht es für dich weiter im laufenden und im kommenden Jahr? Hast du schon Pläne für neue Musik? Welcher Wunsch soll 2024 für dich in Erfüllung gehen?
Ich freue mich, dass ich in diesem Jahr noch auf eine 25-tägige Weihnachtstour u.a. mit Patrick Lindner und Bata Illic gehen darf, die ich sogar moderieren werde. Ich habe auch noch eine Tournee mit Semino Rossi sowie mit Andy Borg vor mir, und im Frühjahr steht gleich die Tournee "Südtiroler Heimatsterne" an, die mich wieder durch 20 Städte führt. 2024 geht es weiter mit vielen besonderen Livekonzerten; aktuell sind drei Tourneen geplant. Ich kann mich absolut glücklich schätzen, dass ich all dies erleben darf und auch im nächsten Jahr wieder sagen kann: Lass uns das Leben lauter dreh´n!